Heft 1-2016, 40. Jahrgang
Schule in Literatur und Film
Herausgegeben von: Matthias Pauldrach
Schule und Literatur haben seit jeher ein gespannt-kritisches Verhältnis und brauchen einander dennoch als das jeweils „Andere“, um sich selbst zu legitimieren. Kaum ein Autor äußert sich positiv über die Schule, umso größer ist die Anzahl der (gesellschafts-)kritischen Abrechnungen und quasi-therapeutischen Aufarbeitungen der eigenen Schulzeit. Schule hingegen macht mit Literatur, was diese gerade nicht will – sie benutzt sie, richtet sie zu für ihre eigenen (heteronomen) Zwecke.
Doch gibt es auch die andere Seite der Medaille: Schulerfahrungen gehören zu den klassischen literarischen und filmischen Stoffen; ihnen haben wir bedeutende Werke der Weltliteratur und des Films zu verdanken. Im Gegenzug trägt die Schule durch ihre Vermittlerrolle maßgeblich dazu bei, dass die gesellschaftlichen Subsysteme „Literatur“/“Film“ in der jetzigen Form existieren und funktionieren. Ein Thema dieses Heftes soll daher einerseits die (kritische) Reflexion der Wechselwirkungen zwischen den Institutionen/Systemen Schule auf der einen und Literatur/Film auf der anderen Seite anhand literarischer und filmischer Werke sein. Daran schließen sich unterrichtspraktische Fragen an: Welche Anlässe zur Selbstreflexion und zu produktiver didaktischer Arbeit bieten Filme und literarische Werke, die sich mit Schule auseinandersetzen? Zum anderen soll ein besonderer Fokus auf den Rollenmodellen der schulischen Hauptakteur/innen – vor allem der Lehrer/innen – und ihrer künstlerischen Darstellung liegen.
Der dritte Teil des Bandes befasst sich mit inter- und transmedialen Relationen der Darstellungen von Schule in Literatur und Film, zum Beispiel anhand der Verfilmungen von Schulromanen oder der Darstellung des schulischen Literaturunterrichts im Film. Die Bandbreite der in diesem Heft behandelten Primärwerke erstreckt sich von Genreklassikern wie Erich Kästners Das fliegende Klassenzimmer und seinen drei Verfilmungen über breit rezipierte Titel der Gegenwartsliteratur (z. B. Juli Zehs Roman Spieltrieb und seine Verfilmung) bis hin zu wenig bekannten Werken wie Wes Andersons Spielfilm Rushmore.